Der Begriff "Erste Hilfe" besagt, dass in den meisten Fällen weitere Hilfe erforderlich ist, die von einem Tierarzt durchgeführt werden muss. Bestehen Zweifel darüber, ob und wie schnell diese Hilfe in Anspruch genommen werden muss, bitte telefonisch Auskunft bei Ihrem Tierarzt einholen.

Jeder Tierbesitzer sollte die genaue Anschrift und Telefonnummer seines Tierarztes bei sich führen. Ist ein Notfall eingetreten und muss das Tier zum Tierarzt, kündigen Sie Ihren Besuch bitte telefonisch an. Die Praxis kann sich dann vorbereiten.
Jede "Erste Hilfe" ist nur so gut, wie es die Bedingungen und Hilfsmittel erlauben.

Allgemeines Vorgehen:
Oberstes Gebot bei jeder "Ersten Hilfe" am Tier ist der Schutz der beteiligten Personen. Verletzte Tiere, die unter Schockeinwirkung stehen, Angst oder Schmerzen haben, wehren sich durch Beißen und Abwehrbewegungen, auch die eigenen Tiere. Nähern Sie sich einem verletzten Tier immer vorsichtig, sprechen Sie ruhig auf das Tier ein, auch wenn es schwer fällt. Leinen Sie das Tier zunächst an, damit es nicht davonläuft.
Auch helfende Hände werden gebissen. Binden Sie den Fang des Tieres zu. In folgenden Situationen darf der Fang nicht zugebunden werden: Bewusstlosigkeit, Hitzschlag, Atembeschwerden, Nasenbluten, Verletzungen im Bereich des Fanges, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Erbrechen.

Der Transport:
Müssen Tiere transportiert werden, lässt man sie, wenn es möglich ist, selber laufen. Können die Tiere nicht laufen, müssen sie vorsichtig getragen werden. Die Verletzung sollte nicht der tragenden Person zugewendet sein. Vermutet man Brüche der Gliedmaßen oder Beckenbrüche, lässt man die Gliedmaßen hängen.
Bewusstlose Tiere werden immer in Seitenlage transportiert. Bei Kreislaufschockzustand muss der Kopf des Tieres tief und der hintere Körper hoch gelagert werden. Besteht Atemnot, sollte der Kopf des Tieres hoch gelagert werden.

Verletzungen an den Pfoten:
Die Pfoten des Hundes sind sehr gut durchblutet. Dadurch neigen sie zu starken Blutungen, die aber selten lebensbedrohlich sind - also keine Panik. Die Wunden müssen immer vor weiteren Verschmutzungen geschützt werden.
Pfotenverbände müssen mit einer besonderen Technik angelegt werden, damit sie nicht mehr schaden als nützen. Die Haut zwischen den Zehen und Ballen ist eine der wenigen Hautzonen des Hundes, die Schweißdrüsen enthält. Deshalb immer zwischen den Zehen mit etwas Watte abpolstern. Sie verhindert, dass durch Schweißabsonderungen die Haut wund wird oder über den Knochenvorsprüngen Druckstellen entstehen. Der Verband wird immer bis unter das Sprunggelenk bzw. das Handgelenk des Hundes gewickelt, damit er gut sitzt und nicht herunterrutscht.
Die Pfote wird vor dem Anlegen des Verbandes mit Watte gut abgepolstert, von der Vorderpfote auch rings um die Pfote. Vergessen Sie nicht die Daumenkralle zu unterpolstern. Nach dem Polstern wird mit einer Mullbinde gewickelt. Die Mullbinde sollte so gewickelt werden, dass der Verband durch die Pfote seine Form bekommt und den Konturen genau angepasst ist. Mit Klebestreifen wird die Lauffläche des Verbandes abgeklebt. Am oberen Rand des Verbandes wird ebenfalls ein Klebeband ringförmig angelegt. Vorsichtig! Am Hinterbein nicht zu fest kleben. Zu starker Druck auf die Achillessehne kann zu Schäden führen.

Kleinere Verletzungen der Haut:
Betreffen kleinere, oberflächige Verletzungen nur die Haut, empfiehlt es sich, die Haare zu entfernen, um ein Verkleben mit Blut und Wundsekret zu vermeiden. Die Wunde mit Wasserstoffsuperoxyd 3% reinigen und eine Wundsalbe oder Spray auftragen.
Nur in Ausnahmefällen einen Verband anlegen, z.B. Pfote. Falls der Hund leckt, legen Sie dem Hund einen Halskragen an ( erhältlich beim Tierarzt). Der Heilungsverlauf sollte regelmäßig kontrolliert werden.

Schnitte und Rissverletzungen:
Schnitte haben meistens glatte Wundränder, Rissverletzungen sehen oft ausgefranst aus. Ob es erforderlich ist, eine solche Verletzung zu nähen, kann nur ein Tierarzt beurteilen.
Es ist oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen, wie tief eine solche Verletzung ist und ob Sehnen, Nerven oder Bänder durchtrennt sind. Keine Behandlung dieser Verletzungen mitDesinfektionsmitteln oder Salben, da der Tierarzt sonst eine gute chirurgische Versorgung nicht gewährleisten kann! Die Verletzung mit einer sterilen Kompresse abdecken, wenn vorhanden und sofort zur Versorgung zum Tierarzt. Optimale Heilungsaussichten bestehen nur, wenn innerhalb der ersten 4-6 Stunden nach dem Unfall behandelt wird.

Fremdkörper im Auge:
Versuchen Sie niemals einen ins Auge eingespießten Fremdkörper herauszuziehen! Der Hund muss am Kratzen gehindert werden und sofort zum Tierarzt gebracht werden.

Fremdkörper im Maul:
Wenn Ihr Hund vermehrt speichelt, mit der Zunge versucht, etwas aus dem Fang herauszubefördern oder mit den Vorderpfoten versucht, etwas aus dem Fang herauszuholen, sollten Sie nachschauen, ob etwas in der Maulhöhle nicht stimmt. Nur, wenn Sie absolut sicher sind, dass der Hund Sie nicht beißt, können Sie versuchen, es allein zu untersuchen und zu entfernen. Besser ist eine Hilfsperson, die den Hund hält. Finden Sie Verletzungen oder Fremdkörper, die sich nicht problemlos entfernen lassen, sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen.

Prellungen und Blutergüsse:
Diese Art von Verletzungen werden durch einen stumpfen Schlag hervorgerufen (der Hund wird z. B. von einem Auto angefahren). Sie sind lediglich daran zu erkennen, dass bei Berührung Schmerzen ausgelöst werden. Ob es nur eine Prellung ist, evtl. Muskeln oder Nerven beschädigt sind oder ein versteckter Knochenbruch ist, kann nur durch einen Tierarzt festgestellt werden.
Wirkungsvolle Erste Hilfe: schmerzende Körperteile ruhig lagern und mit Eisbeuteln oder einem kalten Umschlag kühlen. Sofortiger Transport zum Tierarzt.

Hitzschlag:
Hunde zählen zu den äußerst hitzeempfindlichen Tieren. Sie haben keine Schweißdrüsen auf der Haut, nur an den Pfoten und am Nasenspiegel. Die einzige Möglichkeit sich abzukühlen hat der Hund nur durch Hecheln (Erzeugung von Verdunstungskälte). Durch Hecheln kann der Hund nur Außentemperaturen bis 28 Grad Celsius ausgleichen.
Ist es wärmer, muss er sich zusätzlich Kühlung verschaffen, z. B. Liegen auf kalten Flächen, Anfeuchten des Felles durch Belecken oder Schwimmen. Wenn er dazu keine Möglichkeit hat, steigt die Körpertemperatur über das normale Maß (Normaltemperatur 38 Grad C - 39 Grad C). Die größte Gefahr für einen Hitzschlag besteht, wenn sich der Hund bei warmer Witterung in kleinen Boxen oder geschlossenem Auto befindet.

Erste Hilfe bei Hitzschlag:
Hund sofort an einen kühlen, schattigen Platz bringen.
Abkühlung (sie muß konsequent und ca. eine halbe Stunde durchgeführt werden). Am besten spritzen Sie ihn mit einem Wasserschlauch ab. Zuerst werden nur die Beine gekühlt, dann langsam der Rumpf und zuletzt der Kopf.
Wasser zum Trinken anbieten, sofern das Tier ansprechbar und bei Bewusstsein ist. Niemals bei einem bewusstlosen Tier ! Transport zum Tierarzt - wenn möglich auf dem Transport mit Eisbeuteln kühlen.

Unterkühlung:
Unterkühlungen kommen vor allem bei kurzhaarigen Hunden vor. Oft laufen Tiere nach Unfällen in Panik kopflos davon. Wenn Sie ernsthaft verletzt sind, Kreislaufprobleme bekommen oder bewusstlos werden, können sie ihre Körpertemperatur nicht aufrechterhalten. Ein Tier in solchem Zustand ist teilnahmslos oder bewusstlos. Wenn die Temperatur noch nicht zu sehr abgesunken ist, zittert das Tier. Wenn sie stark abgesunken ist, liegt das Tier ganz ruhig, beim Anfassen fühlt sich der Hund kalt an.

Erste Hilfe:
Bringen Sie den Hund an einen warmen Ort. Hüllen Sie ihn in Decken (wenn vorhanden, eine Wärmflasche unter die Decke). Temperatur messen. Wenn das Tier ansprechbar ist, angewärmte Flüssigkeit anbieten.
Transport zum Tierarzt.

Insektenstiche:
Insektenstiche sind sehr schmerzhaft und können sehr gefährlich werden. Erfolgt der Stich im Mund- oder Rachenraum kann es zu Schwellungen kommen, die die Atmung erschweren oder unmöglich machen. Es kann auch zu allergischen Reaktionen kommen. Das einzige Insekt, das an der Stichstelle seinen Stachel hinterlässt, ist die Biene.
Erste Hilfe: Entfernen Sie den Stachel mit einer Pinzette. Kühlen Sie die Stelle mit einem Eisbeutel oder einem feuchten kalten Tuch.
Transport zum Tierarzt!
Sie müssen nach jedem Insektenstich mit einer allergischen Reaktion rechnen. Sollte Ihnen bekannt sein, dass Ihr Tier eine allergische Reaktion auf Insektenstiche ausbildet, sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt und lassen sich Medikamente geben für den Notfall.

Vergiftungen allgemein:
Giftige Substanzen gibt es in großer Zahl und die Möglichkeit für den Hund, sich zu vergiften, sind sehr vielfältig. Das Erscheinungsbild einer Vergiftung ist ebenfalls variabel. Im Zweifelsfall konsultieren Sie immer Ihren Tierarzt. Vergiftungserscheinungen sind z. B. Erbrechen, Durchfall, Atemnot, Bewusstseinsstörungen oder Krämpfe.
Versuchen Sie keine Hausmittel! Transport zum Tierarzt!

Giftnotrufzentralen:
Berlin Tel.: 030/3023022
Bonn Tel.: 0228/2606211
Braunschweig Tel.: 0531/6880
Bremen Tel.: 0421/4975268
Freiburg Tel.: 0761/2704300/1
Göttingen Tel.: 0551/396239
Hamburg Tel.: 040/63853345(46)
Kiel Tel.: 0431/5974268
Koblenz Tel.: 0261/499648
Ludwigshafen Tel.: 0621/503431
Mainz Tel.: 0631/232466
München Tel.: 089/41402211
Münster Tel.: 0251/836245
Nürnberg Tel.: 0911/3982451